Sustainability

Konzepte der Nachhaltigkeit: Modelle und Strategien

Redakteurin Alexandra Carlesso

Maresa Lohmann

Online-Redakteurin

Lesedauer unter

3

Minuten

Junger Mann hält eine Präsentation mit einem Tablet und gestikuliert dabei.

In Kürze zusammengefasst

Unternehmen, die sich für die nachhaltige Transformation entschieden haben, fragen sich, wie sich ökologische, ökonomische und soziale Ziele systematisch verbinden lassen. In diesem Beitrag erfahren Sie, was Nachhaltigkeitskonzepte sind, welche Modelle es gibt und wie sich Leitlinien mit konkreten Strategien praktisch umsetzen lassen. Entdecken Sie praxisnahe Ansätze, um Nachhaltigkeit messbar, effizient und wirtschaftlich erfolgreich in Ihrem Unternehmen zu verankern.

Was sind Nachhaltigkeitskonzepte?

Nachhaltigkeitskonzepte sind Leitbilder, die Unternehmen helfen, ökologische, soziale und wirtschaftliche Aspekte systematisch zu verbinden. Sie machen Nachhaltigkeit verständlich und ermöglichen eine strukturierte Umsetzung.

Diese Konzepte unterstützen Unternehmen dabei langfristig verantwortungsvoll zu wirtschaften, Ressourcen effizient zu nutzen und regulatorische Anforderungen zu erfüllen. So bieten Nachhaltigkeitskonzepte Orientierung und fördern gleichzeitig die Kommunikation mit Kunden und Kundinnen und Partner:innen.

Nachhaltigkeitskonzepte vs. Nachhaltigkeitsmodelle

Von Konzepten zu Modellen – sie sind eng miteinander verbunden, doch nicht dasselbe.

  • Nachhaltigkeitskonzepte beschreiben das „Warum“ und „Was“: Sie sind Leitbilder oder Rahmenideen, die Unternehmen zeigen, welche übergeordneten Ziele sie in Ökologie, Ökonomie und Sozialem verfolgen sollen. Konzepte erklären die Prinzipien und geben Orientierung.
  • Nachhaltigkeitsmodelle konkretisieren das „Wie“: Sie übersetzen die abstrakten Leitideen in strukturierte Rahmenwerke, die Entscheidungen, Prioritäten und Wechselwirkungen zwischen den Dimensionen visualisieren. Modelle machen das Konzept greifbar, operationalisierbar und messbar.

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Welche Nachhaltigkeitsmodelle gibt es?

Nachhaltigkeitsmodelle bieten Unternehmen die Möglichkeit Konkretisierungen zu sehen, während sie gleichzeitig den Überblick behalten. Sie erleichtern Nachhaltigkeit strategisch zu verankern, statt nur reaktiv auf Vorgaben zu reagieren. So können Unternehmen Wechselwirkungen besser verstehen, Ziele messbar machen und Stakeholder überzeugen, etwa durch einheitliche Kommunikation.

Zusammenfassend schaffen die Modelle Struktur in einem komplexen Feld: Sie reduzieren Entscheidungsunsicherheit, fördern Balance und steigern langfristig Wettbewerbsfähigkeit. Neben dem klassischen 3-Säulen-Modell, zählen die folgenden zu den relevantesten:

  • Vorrangmodell der Nachhaltigkeit: Ökologie hat Priorität vor Wirtschaft und Sozialem – wirtschaftliches Handeln nur innerhalb ökologischer Grenzen.
  • Schnittmengenmodell Nachhaltigkeit: Drei gleichwertige Bereiche mit Überschneidungen, die Balance fordern.
  • Pyramidenmodell Nachhaltigkeit: Wirtschaft als Basis, darüber Soziales, Spitze Ökologie – hierarchische Priorisierung.
  • Integratives Nachhaltigkeitsmodell: Ganzheitliche Verschmelzung aller Dimensionen zu einem harmonischen Ganzen.

Diese Modelle helfen mittelgroßen Unternehmen, Nachhaltigkeit strategisch zu verankern und Stakeholder zu überzeugen.

Vor- und Nachteile der Nachhaltigkeitsmodelle

Jedes Nachhaltigkeitsmodell hat Stärken, die es für bestimmte Unternehmenssituationen geeignet machen, aber auch Schwächen, die die Anwendung erschweren können. Daher eignen sich die Modelle als strategischer Einstieg, brauchen aber häufig betriebliche Anpassungen.​ So lassen sich messbare Ziele ableiten.


Modell Funktionsweise in der Praxis Stärken Schwächen
Vorrangmodell Ökologische Limits zuerst, Wirtschaft/Soziales passen sich an Starke Umweltschutz-fokussierung Wirtschaft wirkt nachrangig, Konfliktpotenzial
Schnittmengen-modell Überschneidungen suchen (z. B. effiziente Produktion) Balance aller Dimensionen, gute Kommunikation Überschneidungen schwer messbar
Pyramidenmodell Wirtschaft als Basis → Soziales → Ökologie Pragmatisch, stabile Basis Ökologie riskiert Vernachlässigung
Integratives Modell Alle Dimensionen verschmelzen simultan in Prozessen Ganzheitlich, flexibel Abstrakt, hohe Koordination

Relevanz der Nachhaltigkeitskonzepte für mittelgroße Unternehmen

Mittelgroße Unternehmen können als Zulieferer berichtspflichtig gegenüber Großkunden werden, auch ohne eigene Pflicht. Nachhaltigkeitskonzepte liefern hier einen Fahrplan: Sie unterstützen dabei, die von Großkunden geforderten Nachhaltigkeitsinformationen systematisch aufzubereiten. Integriert in Balanced Scorecards oder Nachhaltigkeitsstrategien, stärken sie ihre Wettbewerbsfähigkeit. Für Sustainability-Verantwortliche bedeuten sie klare Prioritäten statt endlose Diskussionen.​

Praxisbeispiel: Kaeser Kompressoren nutzt Schnittmengenmodell

Am Beispiel des Unternehmens Kaeser Kompressoren aus Coburg lässt sich das Schnittmengenmodell einordnen. Eines der Geschäftsmodelle ist das „Sigma Air Utility“-Modell, das ökologische, ökonomische und soziale Aspekte in einem gemeinsamen Lösungsansatz verbindet.

Im Mittelpunkt steht nicht der Verkauf einzelner Maschinen, sondern die Bereitstellung von Druckluft als Dienstleistung. Das ermöglicht Kundinnen und Kunden nur für die tatsächlich benötigte Druckluft zu zahlen und gleichzeitig eine energieeffiziente Versorgung zu nutzen.1

  • Auf der ökologischen Ebene reduziert das Modell den Energieeinsatz durch optimierte Anlagensteuerung und regelmäßige Wartung.
  • Ökonomisch profitieren Unternehmen von planbaren Betriebskosten und entfallenden Investitionen in eigene Anlagen.
  • Sozial trägt das Modell dazu bei, Mitarbeitende zu entlasten, da Kaeser Wartung und Betrieb verantwortet und so technische Risiken reduziert.

Durch diese Überschneidungen entsteht ein typisches Anwendungsbeispiel für das Schnittmengenmodell, bei dem alle drei Nachhaltigkeitsdimensionen gleichzeitig adressiert werden, ohne dass eine Dimension allein dominiert.2

Wie die Umsetzung mit nachhaltige Strategien gelingt

Das Beispiel von Kaeser verdeutlicht, wie ein Schnittmengenmodell praktisch funktioniert. Aufbauend auf diesen Prinzipien lassen sich die Nachhaltigkeitsziele mittelgroßer Unternehmen durch konkrete Strategien operationalisieren. Die acht Strategien nachhaltiger Geschäftsmodelle bieten hier praxisnahe Ansatzpunkte:

  1. Wertschöpfungsketten-Strategien – Verantwortung in Lieferketten neu verteilen, z. B. nachhaltige Zulieferer auswählen oder CO₂-reduzierte Logistik implementieren.
  1. Circularity-Strategien – Kreislauffähigkeit ins Kerngeschäft integrieren, etwa durch Rücknahme, Reparatur oder Upcycling von Produkten.
  1. Plattform-Strategien – Shareconomy und Digitalisierung nutzen, um Ressourcen effizient zu teilen und Auslastung zu optimieren.
  1. Pricing-Strategien – Wirkungsorientierte Preismodelle wie Pay-per-Use, die Kundenbedürfnisse und Ressourcenschonung verbinden.
  1. Produktions-Strategien – Dezentral, flexibel und lokal produzieren, um Transportaufwand zu reduzieren und Anpassungsfähigkeit zu erhöhen.
  1. Langlebigkeits-Strategien – Produkte langlebig gestalten und profitabel machen, z. B. durch modulare Bauweise oder Wartungsverträge.
  1. Materialstrategien – Nachhaltige Materialien einsetzen und Nutzungskonzepte neu denken, um ökologische Belastungen zu senken.
  1. Kooperations-Strategien – Partnerschaften eingehen, um Hebelwirkung zu erzielen, Wissen zu teilen oder Prozesse gemeinsam zu optimieren.

Diese Strategien verdeutlichen, wie Unternehmen die Prinzipien eines Nachhaltigkeitsmodells praktisch umsetzen können: Ökologie, Ökonomie und Soziales werden miteinander verknüpft, konkrete Maßnahmen werden messbar, und die Wettbewerbsfähigkeit wird gestärkt.

Wie Unternehmen von Nachhaltigkeit profitieren

Nachhaltigkeit ist ein strategischer Rahmen, der ökologische, ökonomische und soziale Ziele verbindet. Konzepte und Modelle liefern Struktur, während Strategien nachhaltiger Geschäftsmodelle zeigen, wie diese Leitlinien praktisch umgesetzt werden können – von Kreislauffähigkeit über innovative Preismodelle bis zu Kooperationen.

Unternehmen, die diese Ansätze verknüpfen, steigern Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit, reduzieren Risiken und schaffen Vertrauen bei Kunden und Kundinnen, Partner:innen und Mitarbeitenden. So wird Nachhaltigkeit zu einem greifbaren, zukunftsfähigen Bestandteil unternehmerischen Handelns.

FAQ: Nachhaltigkeitskonzepte – kurz und knapp

Unterschied zwischen Nachhaltigkeitskonzepten und -modellen – wann welches einsetzen?

Nachhaltigkeitskonzepte definieren das „Warum“ und „Was“ als Leitbilder für Ziele in Ökologie, Ökonomie und Sozialem. Modelle konkretisieren das „Wie“ durch visuelle Rahmenwerke wie Schnittmengen- oder Vorrangmodell. Konzepte eignen sich für Strategie-Entwicklung, Modelle für operative Umsetzung und CSRD-Kommunikation.

Vergleich der Nachhaltigkeitsmodelle: Welches passt zu welcher Branche in Deutschland?

Vorrangmodell priorisiert Ökologie (ideal für Chemie-/Energiebranche mit strengen Limits). Schnittmengenmodell balanciert alle Säulen (passend für Produktion). Pyramidenmodell startet wirtschaftlich (für Handel), Integratives Modell für Dienstleister. Wählen Sie nach Branchenrisiken und Stakeholdern.

Wie maximieren nachhaltige Strategien Wettbewerbsvorteile in Deutschland 2025?

Acht Strategien wie Circularity, Pricing und Kooperationen verknüpfen Modelle mit messbarem Nutzen: Kosteneinsparungen, Kundentreue und Effizienz. So steigen Umsatz und Resilienz langfristig.

Quellenangaben

[1] Kaeser Kompressoren: Pressemitteilung „Sigma Air Utility: Nur die Druckluft kaufen!“, 04.2017.

[2] Industrial Production: Interview mit Thomas Kaeser „Contracting – eine ausgezeichnete Alternative“, 04.2017.

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